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Dachaufbau und Dämmung im Altbau (denkmalgeschützt)
JGruenewald (7 Beiträge)
am 14.11.18

Minna Specht 001, U=0,35

Anstelle dieses Textes sollten Sie eigentlich ein Bild sehen. Bitte teilen Sie mir mit, mit welchem Browser dieses Problem aufgetreten ist.

Bauteil im U-Wert-Rechner öffnen

Hallo an alle hier,
bin Bauherr und suche Bestätigung durch Experten für eine anstehende Dachsanierung. In der angehängten Berechnung sehen Sie den möglichen Aufbau NACH der Sanierung, wobei die Sparren mit 11x11 und die Lehmstrohfüllung zwischen den Sparren vom historischen Dach von 1911 übernommen wurden.
Was fällt Ihnen zu dem aktuellen Aufbau ein?
Was spricht gegen ein Belassen der alten Lehmstrohfüllung?
Was gibt es für die Bekleidung innen und die Schicht Nr. 5 noch an Alternativen, die den U-Wert verbessern würden?
Grüße
J. Grünewald
bauexpert (114 Beiträge)
am 19.11.18
wie ist der Istzustand genau aufgebaut?
gibt es bislang probleme?
ist es im Sommer warm in den Räume oder aushaltbar?

warum möchtest du die neue Konstruktion haben?
was erwartest du?
JGruenewald (7 Beiträge)
am 19.11.18
Hallo Bauexpert,
zu Deinen Fragen:
Istzustand:
Seit ca. 1970 wurde das Haus zwar bewohnt aber (inkl. Dach) nichts mehr renoviert. Ich habe das Haus Mitte 2018 gekauft und möchte mit der Familie 2019/20 einziehen. Bin Mitte fünfzig und möchte für dieses Haus alle sinnvollen Renovierungsarbeiten vor dem Einzug machen.
Dazu gehört auch das Dach, das als erstes Gewerk (ab Feb/März 2019) saniert werden soll.
Dachneigung: 59°, Biberschwanzdach deckt den Spitzboden (1,60m), das Dachgeschoss (2,20m) und das Obergeschoss (2,50m inkl. 2 Gauben) ab. Reines Sparrendach. Spitzboden ungedämmt, DG + OG mit der Lehmstrohfüllung zwischen den Sparren.
Auffälligkeiten gibt es am Dach keine (außer dass ich lieber jetzt geplant renovieren möchte und nicht ungeplant irgendwann, wenn wir schon drin wohnen).
Der sehr heiße Sommer 2018 zeigte im DG und OG sehr moderate Hitze (max. 25°C) und ein sehr angenehmes Raumklima, obwohl kein Fenster abgeschattet war.
Die neue Konstruktion wurde von einem der angefragten Dachdecker
vorgeschlagen. Andere Dachdecker schlagen andere Aufbauten vor. Alle Dachdecker sagen, dass der Lehm unbedingt raus soll. Bei der Folienbahn gehen die Meinungen noch weiter auseinander, was Art und sd-Wert angeht.
Ich erwarte ein "gutes" Resultat beim Dach bezogen auf Wärmeverlust, Hitzeschutz und Raumklima mit möglichst geringem Aufwand/Kosten. Extreme Effizienz erwarte ich nicht, das kann das denkmalgeschützte Haus nur schwer leisten.
JGruenewald (7 Beiträge)
am 20.11.18
Hallo Bauexpert,
möchte noch ein paar Details nachliefern:
In der angehängten Berechnung habe ich die aktuelle noch vorhandene Lehmstrohfüllung versucht mit Leichtlehmsteinen zu simulieren, um besser zu verstehen, warum die Dachdecker unbedingt den Lehm raus haben wollen. Ich sehe daraus nur, dass der U-Wert gegenüber Holzfaser sich um ca. 0,1 W/m2K (leicht?) verschlechtert zu Lasten des Hitzeschutzes. Der Aufwand/die Euro würde aber durch das Entfernen des Lehms und das Einbringen der neuen Dämmung zwischen die Sparren deutlich steigen.
Nachtrag zum Istzustand:
Es kommtim aktuellen Aufbau von innen gesehen noch dazu: Rauhfasertapete, Kalkzementputz 2-3cm auf Schilfrohr, Schilfrohr auf Rauhspundbretter (2cm dick), Rauhspund auf Sparren (11x11).
AndreasTeich (1169 Beiträge)
am 20.11.18
Die Lehmstrohfüllung würde ich in jedem fall belassen, da die für guten Hitzeschutz sorgt.
Mit welcher Begründung wollen die Dachdecker die Lehmfüllung entfernen?

Innenseitig können zB Zellulose, Hanf- oder Holzfaserdämmplatten verwendet werden, um den U-Wert bzw die Wärmedämmung zu verbessern.

In den allermeisten Fällen sind Dampfbremsen mit einem geringen Sd-Wert von 2-3 m sinnvoll- in Zweifelsfällen feuchtevariable Dampfbremsen am besten, da diese mehr Rückdiffusion zulassen.

Rauhfasertapeten würde ich nicht verwenden,
auch besser reine Kalkputze nehmen und diese mit Kalk- oder Silikatfarben streichen.

Andreas Teich
Gebäude-Energieberater, Planungsbüro, Bauberatung, Tischlermeister
JGruenewald (7 Beiträge)
am 21.11.18
Danke, Herr Teich, für Ihre Antwort.
Die Begründung der Dachdecker geht in die Richtung "dass man das halt so macht."
Sachliche Gründe außer dem, dass Lehm einen höheren U-Wert hat als Holzfaser, gibt es keine. Die dafür deutlich höhere Wärmekapazität von Lehm kommt in den Argumenten nicht vor (was mich stutzig machte). Überhaupt wird das "Bauteil Dach" meist rein indimensional als Widerstand gegen Wasser von oben und verlorene Heizwärme in der kalten Jahreszeit gesehen.
Wo würden Sie die denn die Dampfbremse platzieren?
Grüße
J. Grünewald
CVDaemmtechnik (103 Beiträge)
am 21.11.18
Der obere Aufbau ist schon ganz gut erstellt, auch bzgl. Dampfbremse, die muss immer auf der innere Seite der Wärmedämmung. Das meiste hat Herre Teich ja schon gesagt. Ich würde noch hinzufügen dass man die Dämmung erhöhen sollte um die ENEV zu erreichen, das hätten die Dachdecker übrigens auch empfehlen sollen da das erreichen der 0,24 W/m²K nämlich Gesetz. Daher wäre vielleicht die Steico spezial dry mit besserem Wert und 140 mm zu empfehlen. Ausserdem habe ich die Lehmsteine gegen eine Schüttung geändert.
https://www.ubakus.de/u-wert-rechner/?c=1&M0=51118&d0=1&M1=51114&d1=2.5&M2=51127&d2=10&tex2=0&v2=af7b5f&M3=36&d3=10&y3=0&w3=11&R3=50&M4=94&d4=0.05&M5=41374&d5=14&tex5=0&v5=ccaa88&M6=90&d6=3&M7=219&d7=7.5&T_i=20&RH_i=50&Te=-5&RH_e=80&outside=0&bt=0&unorm=enev14alt&name=Minna%20Specht%20001&fz =
JGruenewald (7 Beiträge)
am 22.11.18
Dann fasse ich zusammen:
Der Dachaufbau von innen nach außen mit 10mm Lehmputz, 25mm Lehmbauplatte, dann die historische 100mm Lehm-Stroh Füllung zwischen den Sparren, Unterdeckbahn, 140mm Holzfaserplatte, Hinterlüftung und Biberdeckung mit Lattung.
Ergibt einen theoret. U-Wert von 0,23 W/m2K sowie einen sehr guten Feuchte- und Hitzeschutz.
Und damit ich es richtig verstehe: Der Tausch der Lehmsteine gegen die Schüttung soll "nur" der besseren Simulation dienen - auf der Baustelle kann der Lehm bleiben?
Die Rauhspundbretter an der Innenseite der Sparren braucht es nicht und dürfen deshalb verschwinden?
Im Spitzboden (1,60m hoch) war zwar der Boden gefüllt, nicht aber das Dach. Was empfehlen die Experten in diesem Bereich zwischen den Sparren (anstelle von Lehm)?
ThomasLau (106 Beiträge)
am 25.11.18
Bezüglich der Dämmstärke noch folgende Anmerkungen.

Gerade bei einem denkmalgeschütztem Haus muss muss jeder cm Dachaufbau auch optisch passend an Traufe und Ortgang verkleidet werden. Ggf müsste das auch mit dem Denkmalamt abgesprochen werde.

Biberschwanzeindeckung und DN 59 Grad ergeben eine hohe Schublast. Die Konterlatten müssen daher mind. 4 cm stark sein um die Schubverschraubung sicherstellen zu können, wahrscheinlich mit ergänzenden Schubnaggen- oder Kantholz an der Traufe in der Dämmebene.

Anspruchsvoll ist auch der Anschluss der Winddichtigkeitsebene an der Traufe. Bei einem Sparrendach muss um Sparren und Deckenbalken rumgeklebt werden. Ggf. wäre es sinnvoll hier die Lehmfüllung teilweise zu entfernen, damit die WD-Ebene nicht in den Kaltbereich rutscht. Auf alle Fälle sollte das vorher sorgfältig geplant werden. Diese benötigt dann auch eine Firma die sich damit auskennt.

Aussage lt. „.. das macht man halt so“, oder „ ..- das hab ich so gelernt“ sind eher Ausschaltkriterien. Wenn Ihnen der Handwerker nicht genau erklären kann warum und wieso er etwas macht dann weiß er halt nicht was er tut.

Haben sie auch mal bei Zimmereibetrieben angefragt? Bei solchen Aufbauten haben diese meistens mehr Erfahrungen.

Aus Neugier würde ich gern wissen in welcher Region das Haus steht. Lehmfüllung im Dach um 1911 war schon eher selten.
JGruenewald (7 Beiträge)
am 25.11.18
Hallo Herr Lau,

Danke erstmal für Ihre vielen Hinweise. Das Haus steht in Heppenheim, Ober-Hambach. Es gehörte ab 1956 zum Ensemble der Odenwaldschule und wurde von Heinrich Metzendorf für den Pfarrer Palmer als Landhaus geplant.
Der Denkmalschutz ist mit einbezogen und begleitet das, was Sie sagen, mit Aufmerksamkeit. Metzendorf hat als ein stilistisches Merkmal seine Giebelwände mit horizontalen Brettern abgedeckt. Das gibt es bei mir am Südost-Giebel, der andere (Nordwest) ist komplett aus Stein und führt zu der Herausforderung am Ortgang, die Sie beschreiben.
Wie kommt es, dass Sie zu meinen speziellen Fragen so viel sagen können?
JGruenewald (7 Beiträge)
am 25.11.18
Noch eine Frage, Herr Lau:
wie liesse sich denn Ihr Hinweis zum Anschluss der WD-Bagn an der Traufe realisieren?
Das Dach liegt im Bereich der EG Decke mit den Sparren auf dem Deckenbalken des EG auf und geht von dort in ein Kastengesims mit Schiebling über. Ob die Lehmfüllung in den Bereich des Schieblings weitergeht, kann ich noch nicht sagen. Ich verstehe aber den Sinn, wenn Sie sagen, dass eine Lehmfüllung hier evtl. zu entfernen wäre und die WD-Bahn die Sparrenebene nach unten verlässt, wo die Sparren auf dem EG-Deckenbalken aufliegen. Die WD-Bahn könnte dann am senkrechten Teil des Deckenbalkens verklebt werden.
ThomasLau (106 Beiträge)
am 25.11.18
Zu den Anschlussdetail gehen sie am besten auf die Seite von proclima> Systeme>Sanierung> DASAPLANO 0,5 oder 0,02 das System entspricht am ehesten Ihren Anforderungen. Dort finden sie in der Bildergalerie diverse Beispiele. Lassen sie sich von procilma diesbezüglich beraten und ggf einen Handwerksbetrib in Ihrer Nähe empfehlen lassen.

Zu mir. Ich bin seit 25 jahren Zimmerer/Bauingenieur und überwiegend mit bauen im Bestand beschäftigt, darunter auch denkmalgeschützte Gebäude.

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