Umwelt-Produktdeklarationen verstehen und verwenden

Sie möchten wissen, wie umweltfreundlich Ihr geplantes Bauteil ist? Dann schauen Sie auf die Ökobilanz, die auf der Basis der Umwelt-Produktdeklarationen der eingesetzten Baustoffe erstellt wird. Was diese Umwelt-Produktdeklarationen enthalten und wie Sie fehlende Umweltdaten im Ubakus einpflegen, erfahren Sie hier.

Was ist eine Umwelt-Produktdeklaration?

Eine Umwelt-Produktdeklaration beschreibt den Einfluss der Herstellung, Nutzung und Entsorgung eines Baustoffs auf die Umwelt. Betrachtet wird dabei der Ressourceneinsatz (z.B. die zur Herstellung benötigte Energie) und die Umweltauswirkungen (z.B. die Menge an freigesetzten Treibhausgasen).

Für den Ressourceneinsatz werden normalerweise verschiedene Werte berechnet, allein für den Energiebedarf werden in der Regel sechs verschiedene Werte angegeben. Am interessantesten ist hierbei der „Totale nicht erneuerbare Primärenergieeinsatz“, abgekürzt „PENRT“. Er gibt an, wieviel Energie aus fossilen Brennstoffen und Kernenergie aufgewendet wurde.

Unter Umweltauswirkungen werden unter anderem die folgenden Werte genannt:

Das Treibhauspotential (GWP) beschreibt die Menge an freigesetzten Treibhausgasen. Angegeben wird der Wert in „kg CO2-Äquivalent“. Erfasst wird hier nicht nur CO2 sondern auch andere Klimagase wie z.B. Methan, die je nach Einfluss auf das Klima entsprechend gewichtet werden.

Das Abbau-Potential der stratosphärischen Ozonschicht (ODP) gibt an, wie stark die stratosphärische Ozonschicht geschädigt wird, Stichwort „Ozonloch“.

Das Versauerungspotenzial von Boden und Wasser (AP) beschreibt die Erhöhung der Konzentration von H+-Ionen in Boden, Luft und Wasser, Stichwort „Saurer Regen“.

Das Eutrophierungspotenzial (EP) beschreibt den Eintrag von Nährstoffen in Boden und Wasser, Stichwort „Überdüngung“.

Bildungspotential für troposphärisches Ozon (POCP). Das troposphärische Ozon wirkt zum einen als Treibhausgas, zum anderen reizt eine erhöhte Ozonkonzentration unsere Atemwege.

Alle hier genannten Werte finden Sie auf der Seite ‚Neubau‘ der Ökobilanz. Um den Überblick nicht zu verlieren, werden jedoch nur das Treibhauspotential und der nicht erneuerbare Primärenergieaufwand detaillierter betrachtet und grafisch dargestellt.

Wie oben erwähnt berücksichtigt die Umwelt-Produktdeklaration die Herstellung, Nutzung und Entsorgung. Während der Nutzungsphase eines Gebäudes stellen die Baustoffe normalerweise keine Umweltbelastung dar. Deshalb sind für die Nutzung meist keine Angaben in der Umwelt-Produktdeklaration enthalten.

Für die Entsorgung sind in der Regel Daten enthalten. Nur: Welche Umweltauswirkungen die Entsorgung eines Baustoffs in 30, 40 oder mehr Jahren hat, kann man heute noch nicht sagen. Im Rahmen der Ökobilanz wird die Entsorgung deshalb nicht berücksichtigt.

Was bleibt, sind die Umweltauswirkungen bei der Herstellung eines Baustoffs. Es sind dies die Kategorien A1 – A3, von der „Wiege zum Werktor“. Der Transport vom Hersteller zur Baustelle und evtl. die Montage des Baustoffs bleiben also unberücksichtigt, was nicht weiter verwundert, denn hier kommt es stark auf den Einzelfall an.

Auf den Inhalt der Ökobilanz wird im Artikel So bauen Sie mit gutem Gewissen – trotz Klimawandel weiter eingegangen.

Für das Folgende müssen Sie lediglich wissen, dass für die Aufstellung der Ökobilanz eines Bauteils für JEDEN verwendeten Baustoff Treibhauspotential und Primärenergieaufwand bekannt sein müssen. Für die meisten Baustoffe im Ubakus Baustoff-Menü wurden diese Daten mittlerweile eingepflegt. Dabei muss jedoch oft auf die Daten aus der ÖKOBAUDAT zurückgegriffen werden, weil nur wenige Hersteller Umwelt-Produktdeklarationen veröffentlichen (manche Hersteller haben aus leicht ersichtlichen Gründen kein Interesse daran, entsprechende Daten zu veröffentlichen). Deshalb gibt es noch Lücken in der Datenbank, meist weil schlicht keine Umwelt-Produkdeklaration für das Produkt aufzutreiben ist (z.B. für Schilfrohr oder Seegras) oder – auch das kommt vor – weil wir den Datensatz bisher übersehen haben.

Was tun bei fehlenden Daten?

Fehlen Umweltdaten bei der Erstellung der Ökobilanz, weist der Ubakus darauf hin. Wechseln Sie dann auf die Seite „Sanierung“ und werfen einen Blick auf die Tabelle. Dort sehen Sie, welcher Baustoff das Problem darstellt:

Handelt es sich um einen Baustoff aus dem offiziellen Ubakus Baustoff-Menü, teilen Sie uns dies bitte mit. Idealerweise, nachdem Sie im Internet die fehlende Umwelt-Produktdeklaration gesucht und gefunden haben. Wir werden die Daten dann so schnell wie möglich nachtragen.

Handelt es sich um einen ihrer eigenen, privaten Baustoffe, müssen Sie selbst aktiv werden. Im Dialogfeld „Privaten Baustoff bearbeiten“ finden Sie die Schaltfläche „Bearbeiten“, die den Dialog „Umwelt-Produktdeklaration“ öffnet:

Hier haben Sie zwei Möglichkeiten, den Missstand zu beheben: Am einfachsten ist es, wenn Sie einen geeigneten Satz von Umweltproduktdaten aus der von uns gepflegten Liste auswählen. Alternativ können Sie die Werte von Hand eintragen – wenn Ihnen eine entsprechende Umwelt-Produktdeklaration vorliegt.

Wo findet man Umwelt-Produktdeklarationen?

Zu finden sind Umwelt-Produktdeklarationen entweder auf der Webseite des Herstellers (oft unter ‚Downloads‘), auf der Webseite des ‚Institut Bauen und Umwelt e.V.‘, in der ÖKOBAUDAT oder mit der Suchmaschine Ihrer Wahl. Dabei hilft es manchmal, die englische Abkürzung EPD für „Environmental Product Declaration“ zu verwenden.

War Ihre Suche erfolgreich, heißt es aufpassen: In den seltensten Fällen können Sie die Angaben aus der Umwelt-Produktdeklaration unverändert in den Ubakus übernehmen, denn die Angaben können sich auf einen Kubikmeter, einen Quadratmeter, ein Kilogramm oder eine beliebige andere Einheit des Produkts beziehen. In der Umwelt-Produktdeklaration wird dies „Deklarierte Einheit“ genannt:

Für den Ubakus ist die Angabe „pro Kilogramm“ erforderlich. Meistens müssen die Daten entsprechend umgerechnet werden. Oft finden Sie dazu bereits die Angabe „Umrechnungsfaktor zu 1kg“. Andernfalls müssen Sie mit Hilfe der Dichte des Produkts auf das Gewicht der deklarierten Einheit schließen und den Umrechnungsfaktor selbst bestimmen. In oben stehendem Beispiel gelten sämtliche Umweltproduktdaten für einen Quadratmeter des Baustoffs mit einer Dicke von 12cm und einem Gewicht von 3,966 kg. Der Umrechnungsfaktor auf 1kg – der hier bereits angegeben ist – beträgt demnach 1/3.966 = 0.252

Ist der Umrechnungsfaktor bekannt, suchen Sie die Tabelle mit den Umweltdaten und dort die Spalten A1-A3 und die Zeilen PENRT, GWP und – wenn es Sie interessiert – ODP, AP, EP und POCP:

Die entsprechenden Werte müssen nun noch mit dem Umrechnungsfaktor multipliziert werden.

Die entsprechenden Werte können Sie nun – multipliziert mit dem Umrechnungsfaktor – im Ubakus eintragen. Nachdem Sie die Daten und den Baustoff gespeichert haben, sollte der Datensatz in der Ökobilanz auftauchen. Sie können sich dort vergewissern, dass die Daten richtig übernommen wurden, indem Sie auf das Info-Symbol in der entsprechenden Tabellenzeile auf der Seite „Sanierung“ klicken.

2 Kommentare

  1. Hallo!
    Ich bin Wissenschaftler und täglich im Umgang mit Ökobilanzen vertraut. Eine Ökobilanz sollte ISO 14040 folgen, was die EPD nicht tun. Man hat sich bei der Europäischen Kommission bzw. beim JRC trotzdem dafür entschieden diesen Weg zu gehen. Insofern ist der Begriff Ökobilanz auf der Grundlage der Daten der EPD etwas fragwürdig.
    Sie schreiben, die vielen Umweltwirkungskategorien seien unübersichtlich und daher beschränken Sie sich auf zwei. Das ist sehr schade. Gerade umweltschonenedes Bauen sollte sich nicht nur am Klimawandel orientieren (die Ergebnisse des KEA,fossil spiegeln bei fast allen Produkten die Ergebnisse des Klimawandels, sind also keine wirklich neue Aussage). Wir arbeiten am Umweltbundesamt täglich an Szenarien, wie der Klimawandel in den Griff zu bekommen ist. Ein wesentlicher Punkt ist, dass andere Umweltwirkungen gleichzeitig zunehmen können, wenn manche Prozesse klimafreundlicher gestaltet werden. Dies könnte sich auch aus Ihren EPD-Daten berechnen. Das mag für einen einfachen Bauenden etwas irritierend sein, sollte hier aber dargestellt werden, gerade weil es eben nicht nur positiv ist, immer mehr Energie zu sparen und etwas für das Klima zu tun. Aber ich wäre sehr gespannt, ob bestimmte Produkte ggf. besser abschneiden, als andere (in den bisher ausgeblendeten Ergebnissen).
    Ich bin seit Jahren (privater) Nutzer dieser Website und finde den Schritt jetzt sehr positiv. Ich würde diese Entwicklung gerne unterstützen. Bei Fragen stehe ich – wahrscheinlich am Besten am Telefon – gerne zur Verfügung.
    Mit freundlichen Grüßen
    Hans J. Garvens

  2. Hallo Herr Garvens,
    vielen Dank für Ihre Infos und Stellungnahme. Meine Aussage, dass sich der Ubakus auf Treibhauspotential und Primärenergie beschränkt, war leider irreführend. Auf der Seite ‚Neubau‘ werden auch das Abbau-Potential der stratosphärischen Ozonschicht (ODP), das Versauerungspotenzial von Boden und Wasser (AP), das Eutrophierungspotenzial (EP) und das Bildungspotential für troposphärisches Ozon (POCP) gelistet. Diese Werte werden jedoch weniger detailliert betrachtet bzw. nicht grafisch dargestellt. Ich habe das im Artikel nun deutlicher gemacht.
    Viele Grüße
    Ralf Plag

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