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Diskussionsforum (Archiv)

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Dämmung - Haus- Baujahr 1908
Kreuzverband (4 Beiträge)
am 21.8.15
Guten Tag,

ich habe folgende Frage: Lohnt sich die Dämmung der Rückseite des folgenden Hauses für 60 TSD EURO?

Haus, Massiv
Baujahr 1908
Gründerzeitbau
Satteldach, ungedämmt
Keller, ungeheizt
5 Vollgeschosse
Gas-Etagenheizung
Fenster - Kunststoff - 2 fach - 1995
Fenster - Kunststoff - 3 fach - 2013
Wandstärke Erdgeschoss: 65 cm
2 1/2 Ziegel (Reichsformat)
Wandstärke restlichen Geschosse 50 cm
2 Ziegel
Reichsformat
Kreuzverband

Es wurde ein U-Wert von 1,00 in W/ (mQuadrat/K) angesetzt.
Nach der Dämmung mit Mineralwolle seien es 0,20 W.
Pro Winter gingen 66 kWh an Energie verloren.
Nach der Dämmung nur noch 13,2 kWH
Einsparung pro Jahr 3,70 EURO pro Quadratmeter

Die Amortisation erfolgt in 35 Jahren. Die Dämmung hat eine Mindesthaltbarkeit von 30 Jahren.

Preis: 60 TSD

Selbst als Laie beschleichen mich Zweifel, ob sich das wirklich lohnt.

Vielen Dank sagt der Kreuzverband


energie97074 (7 Beiträge)
am 31.8.15
Lohnt es sich ... ?
ist die eine Frage. Man kann alles „schönrechnen“. Aber Gebäudesanierung und Heiztechnik sind natürlich über die Energieeinsparung allein nicht zu bezahlen, so ehrlich muss man sein. Der Wert einer Immobilie kann nur mit ständigen Investitionen aufrecht erhalten werden. Und manches lässt sich auch nicht einfach in „Euro und Cent“ ausdrücken:

Wohl fühlen bei warmen Oberflächen der Wände - es zieht und fröstelt nicht mehr
Individuelle passende Lösungen - auch für schmalere Geldbeutel.
Keine Angst vor Schimmel – wenn richtig gedämmt ist
Manches kostet nichts - außer dem Willen, mit Energie anders umzugehen.
Ganzheitliche Betrachtung des Hauses - nur dann machen Einzelmaßnahmen Sinn
Energiesparen beim Renovieren - Synergieeffekte nutzen
Sanierte Objekte sind wertvoller - nur ein gesundes Haus hat seinen Wert

Amortisiert es sich ... ?
ist die andere Frage. Was ist Amortisation? Der Duden sagt, es ist die „Deckung der für ein Investitionsgut aufgewendeten Anschaffungskosten aus dem damit erwirtschafteten Ertrag.“ Beim Auto rechnet man so: Das alte braucht 12 Ltr. Benzin, das neue 8 Ltr., erwirtschafteter Ertrag = 4 Liter. Wie viele Kilometer muss man fahren, bis sich mit dem Gegenwert von 4 Litern das Auto amortisiert?

Hat sich mein Auto schon amortisiert, mein Haus, meine Couch, mein neuer Wintermantel? Wir tätigen Anschaffungen, ohne nach dieser Definition zu fragen ganz einfach, weil wir sie brauchen, weil wir fahren, wohnen, leben und nicht frieren wollen.



Was erwirtschaftet eine neue Heizung, eine Wärmedämmung? Nach 10 Jahren den Kessel zu erneuern, ist wirtschaftlicher Unsinn. Aber ein neuer muss einfach sein, wenn der alte verbraucht ist, denn sonst ist das Haus kalt. Diese Investition kostet Geld (meist viel weniger als ein neues Auto), aber wissen Sie, wie sich die Energiepreise verhalten? Trotzdem muss man heizen oder fahren.

Langer Rede kurzer Sinn:
Wir dämmen nicht, um Energie zu sparen, sondern um die Oberflächentemperatur der inneren Wand zu erhöhen. Die Differenz zwischen T-Wand und T-Raunmluft darf max. 3-4K sein, sonst nehmen wir dies als Zugerscheinung wahr und fühlen uns nicht wohl.

Darüber hinaus: Eine einzelne Wandfläche zu dämmen kann Sinn machen, wenn deren Flanken berücksichtigt werden. Wie ist der Anschluss an die anschließende Wand, wie sieht es mit der mauerkrone am Dach aus, wo schaffe ich neue Wärmebrücken?

Wie soll die Mineralwolle verputzt werden?

65cm Mauerziegeln mit Reichsformat, oder doch Naturstein? Massiv gemauert? Fugen in Ordnung? Beidseitig zugänglich zum renovieren? Ziegel verklinkert? Wasseraufnahmefähigkeit? Überprüft, ob Wärmedämmputz möglich und ausreichend?

Passen 3-Scheiben-Fenster in diese Mauer?

Diese Häuser kann ich nicht mit Amortisation berechnen, sondern muss darauf achten, dass die Bauphysik funktioniert. Lieber homogen 6cm als punktuell ein halber Meter.
AndreasTeich (1169 Beiträge)
am 3.9.15
Warum nur die Rückseite?
Welcher Himmelsrichtung ist die zugewendet?
Gibt's bisher Bauschäden, Schimmel o.ä?
Wie wird bei diesem Vorschlag mit Wärmebrücken zu den angrenzenden Wänden umgegangen?
Wie werden die Fenster eingebaut und wie genau wird die Oberfläche hergestellt? Verputzt?

35 Jahre wäre ein zu langer Amortisationszeitraum wenn noch eine zumindest kalkulatorische Verzinsung hinzugerechnet werden müßte.
'Lohnen' würde es sich dann nur zur Schadensvermeidung oder zum angenehmeren Wohnen mit höheren Wandtemperaturen.
Handelt es sich um ein Mietshaus bei dem die Kosten umgelegt werden?
Ich habe lieber ein System mit Stegträgern mit Holzfaserplatten und Zellulosedämmung verwendet,
bei dem die Fenster in der Dämmebene positioniert und überdämmt werden können.
Bei Interesse nachfragen: apteich (ät)gmail.com
Andreas Teich
Kreuzverband (4 Beiträge)
am 4.9.15
Guten Morgen!

Zunächst vielen Dank für die Antworten. Sie haben uns sehr weitergeholfen, d.h. die nötigen Anregungen gegeben.

Zur weiteren Klärung kommen nun noch weitere Fakten:

Frage (AT): Warum nur die Rückseite?
Antwort: 1. WEG hat nur Geld für Rückseite.
2. Umlage können bzw. wollen die WE nicht bezahlen.
3. Vorderfront steht unter Umgebungsschutz - Dämmung damit nur im Innenbereich möglich.
4. An der Rückfront blättert jetzt die Farbe ab.

Frage (AT): Welcher Himmelsrichtung ist die zugewendet?
1. Nord-West (Wetterseite)
2. Hohe Laubbäume
3. Starker ganzjähriger Schattenwurf

Frage (AT): Gibt's bisher Bauschäden, Schimmel o.ä?
-> NEIN

Frage (AT): Wie wird bei diesem Vorschlag mit Wärmebrücken zu den angrenzenden Wänden umgegangen?

-> Gar nicht. Im Gutachten ( ca. 2500,- EURO vor Umsatzsteuer, 10 Seiten, davon 5 unbrauchbar, weil die eigentliche Frage nicht beantwortet wurde bzw. große Bilder des Hauses eingefügt wurden) finden sich zu den Wärmebrücken keine belastbaren Ausführungen. Nur Geschwafel: "Die Temperatur an der Innenseite der Außenwand wird deutlich erhöht...dies führt zu einem subjektiv wärmeren Raum...die Aufnahme von Raumluftfeuchte wird durch den Innenputz...bestimmt."

Frage (AT): Wie werden die Fenster eingebaut und wie genau wird die Oberfläche hergestellt? Verputzt?

-> Die Fenster werden (aus Kostengründen nicht erneuert). Es bleibt bei einem Fenstermischmasch aus den 9o Jahren ( 2 Fach) und einigen Fenstern aus den 2010 Jahren ( 3 Fach).

Frage (AT):Handelt es sich um ein Mietshaus bei dem die Kosten umgelegt werden?

-> WEG, teilweise vermietet, teilweise selber genutzt. Sanierung wird aus der Rücklage bezahlt, aber eben nur die Rückfront.

Frage (energie):Wie soll die Mineralwolle verputzt werden?
-> 16 cm
Dämmstoffquali: 0,032
Sonst keine weiteren Angaben.

Frage (energie):65cm Mauerziegeln mit Reichsformat, oder doch Naturstein?

-> Reichsformat


Frage (energie):Massiv gemauert?

-> Ja.

Fugen in Ordnung?

-> Ja.

Beidseitig zugänglich zum renovieren?

-> Nein, weil WEG.

Ziegel verklinkert?

-> Nein.

Wasseraufnahmefähigkeit?

-> Unklar.

Überprüft, ob Wärmedämmputz möglich und ausreichend?

-> Nein, Gutachter war völlig fixiert auf "große Dämmung".


Der Gutachter war kritischen Fragen nicht zugänglich. Diese müssten schriftlich formuliert werden. Dann würde er antworten - oder eben auch nicht. Das große Problem besteht u.E. darin, dass er auch von einer Zentralheizung ausgegangen ist. Es existieren aber Gas-Etagen-Heizungen. Und die sind wiederum unterschiedlich alt ( bei 12 Parteien). Zudem: Jeder hat andere Fenster, einige sind noch nicht einmal "plan" eingesetzt.
Vor allen Dingen fragen wir uns, ob es nicht zu einem massiven Algenbefall kommt ( Schatten/ Wetterseite) usw.

Noch einmal vielen Dank!

Kreuzverband


AndreasTeich (1169 Beiträge)
am 4.9.15
Ein Gutachten welches nicht auf so wesentliche Fragen wie möglichen Algenbefall, Angaben zu Putz und Farbe, Wärmebrücken, Heizsystemen, Fenstereinbau etc eingeht würde ich nicht bezahlen bzw zumindest solche Angaben nachfordern.
Auch um wieviel die Innentemperaturen steigen.
Wenn Wärmebrücken zu den ungedämmten Mauern und um Fenster und ggf Erker, Balkonen etc nicht besonders geklärt bzw auch gelöst werden würde ich keine Außendämmung vornehmen.
Ohnehin hat Mauerwerk in der Stärke eine enorme thermische Masse mit auch entsprechenden Wärmebrücken.
Außendämmung bei den genannten Kosten mit vermehrter Algengefahr würde ich nicht vornehmen-
da wären Innendämmungen oder andere Maßnahmen wirtschaftlicher und effektiver.

Von der ENEV Dämmverpflichtung kann man sich wegen erwiesener Unwirtschaftlichkeit befreien lassen.
Ein Bild der zu dämmenden Fassade wäre hilfreich ebenso würde das Angebot benötigt werden.

Es sollten zur Reduzierung von Veralgungsgefahren auf jeden Fall nur mineralische Putze in höherer Schichtdicke und Rein-Silikatfarben verwendet werden-
alles ohne auswaschbare Biozide, die sich nur im Boden ablagern würden und nach einigen Jahren keine Wirkung mehr an der Fassade haben.
Andreas Teich- Gebäudeenergieberater
u-wert.net (498 Beiträge)
am 5.9.15
Wie groß ist denn die zu dämmende Fläche? (Ohne Fenster etc.)

Grüße
Ralf Plag
Kreuzverband (4 Beiträge)
am 6.9.15
...hier die Antwort:

Es sind ca. 270 Quadratmeter

Vielen Dank!

Kreuzverband
u-wert.net (498 Beiträge)
am 6.9.15
Hallo Kreuzverband,

damit ist der Quadratmeterpreis für die Dämmung natürlich nicht besonders günstig.
Aber wie mein Vorredner schon sagte: Für die Behaglichkeit wird die Dämmung einen großen Unterschied machen. Und für die Umwelt auch.
Bei der Amortisationsrechnung sollte auch nicht vergessen werden, dass durch die Dämmung langfristig höhere Mieteinnahmen möglich sind.

Viele Grüße
Ralf Plag
AndreasTeich (1169 Beiträge)
am 7.9.15
Grundsätzlich bin ich auch dafür, wo es sinnvoll ist Gebäude zu dämmen.
Tendenziell ist es auch richtig, eine wetterbelastete, nicht oder nur wenig durch die Sonne erwärmte Gebäudeseite zu dämmen.
Bei so dickem Mauerwerk werden allerdings die den ungedämmten Außenwänden benachbarten Innenwandbereiche nur nach einiger Entfernung höhere Innenwandtemperaturen bekommen-
aufgrund geometrischer Wärmebrücken an Außenecken und Dämmung nur auf einer Außenwand.

Wenn Außendämmung überhaupt durchgeführt werden soll, auf jeden Fall darauf achten, dass ein rein mineralischer Außenputz in möglichst hoher Schichtstärke aufgebracht wird und dieser mit einer Rein-Silikatfarben gestrichen wird.
Damit gibt's dann zumindest eine höher Wahrscheinlichkeit, daß kein Schimmel oder Algenbefall auftritt.

Auch wenn nur der Außenanstrich erneuert werden soll wäre die komplette Entfernung der abblätternden Farbe notwendig und anschließen eine Rein-Silikatfassadenfarbe langfristig am besten und wirtschaftlichsten, da diese auch ohne auswaschbare Biozide kaum Algen ansetzen und nicht abblättern, da sie sich mit dem mineralischen Untergrund chemisch durch Verkieselung verbinden.
Ggf von Techniker von Keim-Farben oder anderen Herstellern dazu beraten lassen.

Wenn kein durchlaufender Heizbetrieb, mögl ohne Nachtabsenkung oder Herunterregeln der Heizkörper erfolgt wäre Innendämmung wohl günstiger und kann dann an allen Innenseiten der Außenwände erfolgen.
Dabei können auch Wärmebrücken der Fensterleibungen berücksichtigt werden.
Bei Innendämmung können ggf auch Wandheizungen verwendet werden- je nach finanziellen Möglichkeiten der Bewohner.
Bei Innendämmung sollten dann einbindende Innenwände mit Dämmkeilen oä versehen werden.

Ich habe Dämmungen lieber mit ökologischen, schwereren, kapillaraktiven Dämmstoffen vorgenommen, die bei Aufnahme von Feuchtigkeit diese wieder abgeben können und dabei nur einen Bruchteil an Dämmwirkung verlieren gegenüber konventionellen Dämmstoffen.

Holzstegträger und Holzfaserdämmplatten können zB von Holzbaubetrieben oder Tischlereien befestigt werden.
Mineralischer Putz kann dann von Putzfirmen aufgetragen werden, ggf auch ohne zusätzlichen Farbanstrich.
Die Übergänge zu den ungedämmten Flächen müssen bei jeder Variante sorgfältig abgedichtet werden.
Fensterbänke mit einer 2.Abdichtungsebene versehen.
Fensteranschlüsse schlagregendicht mit Kompribänder oder entsprechenden Anputzprofilen herstellen.

Auf jeden Fall mehrere Angebote einholen und eine sorgfältige Auschreibung erstellen.
Das Angebot scheint mir teuer zu sein- es hängt aber von vielen Details ab, die zu planen sind.

Bei Rückfragen gerne mailen apteich (ät) gmail.com

Andreas Teich
Kreuzverband (4 Beiträge)
am 7.9.15
Der Kreuzverband sagt: Vielen, herzlichen Dank!

Wir werden versuchen, die anderen WE zu überzeugen bzw. für eine neue Begutachtung zu gewinnen.




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