Diskussionsforum (Archiv)
Zellulose Einblasdämmung Zwischensparren ohne Dampfsperre
PeterWolf (7 Beiträge)am 17.5.21
Dachaufbau Neuhof mit Zwischensparrendämmung, U=0,08
Bauteil im U-Wert-Rechner öffnen
Es soll eine Zwischensparren-Einblasdämmung mit Zellulose gemacht werden. Die Sparren sind von unten verkleidet mit Holzfaserdämmplatten, zum Raum hin Fichte-Nut- und Feder-Bretterverkleidung (typisch 60er Jahre). Die wurden vor einigen Jahren mit Rigips Platten verkleidet. Das Dach hat auf der Brettschalung eine 100mmm Aufdämmung, die auf einer Bitumenlage liegt. Der U-Wert Rechner schlägt bei diesem Aufbau Alarm und zeigt rote Höchstwerte an, an der Unterseite der Brettschalung, allerdings mit dem Hinweis, "Achtung: Die Berechnung des Feuchteschutzes berücksichtigt nur Diffusionsprozesse. Die Vorteile von kapillaraktiven und sorptiven Baustoffen werden hier nicht berücksichtigt!"In verschieden Foren für Altbausanierung und Fachwerkhäusern lese ich, das sei kein Problem mit dem Taupunkt, da die kapillare Wirkung der Zellulose und die Dampf-diffusionsoffene Bauweise zum Innenraum, die Feuchtigkeit wieder abtransportiert. Außerdem wird das Dach im Sommer trotz der 100mm Dämmung ordentlich aufgeheizt.
Es scheint gängige Praxis zu sein mit Zellulose auszublasen in Hohlräume, die sowieso nicht zugänglich sind für nachträgliches Anbringen von irgendwelchen Folien und Abdichtungen.
Trotzdem bin ich jetzt sehr verunsichert, da der Ubakus U-Wert Rechner erstmal genau das bestätigt, was mir der Dachdecker heute gesagt hat, (der soll die äußere Bitumen-Eindeckung erneuern), nämlich dass mir das Dach in wenigen Jahren durchfaulen würde, wenn ich zwischen den Sparren ausblasen würde, ohne vorher von den Innenräumen aus eine absolut dichte Dampfsperre anzubringen.
Gibt es hier jemand, der mir dazu etwas berichten, der Erfahrung hat mit Zellulose Einblasdämmung? Von der PU- und EPS Front kann ich nichts erwarten. Die kennen das oft überhaupt nicht.
AndreasTeich (1169 Beiträge)
am 18.5.21
Solche Konstruktionen sollten vorsichtshalber mit instationären Rechenverfahren wie zB WUFI durchgerechnet werden, da das Funktionieren von div Faktoren abhängt.
Im Zweifel kannst du Holzfeuchtemeßsensoren an der Unterseite der äußeren Dachschalung anbringen-
bei längerfristigem Anstieg über ca 18 %HF müßten Maßnahmen ergriffen werden
Andreas Teich
Gebäude-Energieberater, Planungsbüro, Bau- und Sanierungsberatung, Ankaufsgutachten
Im Zweifel kannst du Holzfeuchtemeßsensoren an der Unterseite der äußeren Dachschalung anbringen-
bei längerfristigem Anstieg über ca 18 %HF müßten Maßnahmen ergriffen werden
Andreas Teich
Gebäude-Energieberater, Planungsbüro, Bau- und Sanierungsberatung, Ankaufsgutachten
PeterWolf (7 Beiträge)
am 18.5.21
Vielen Dank für Ihre Tipps! Sensoren wären eine Möglichkeit, es zu überwachen.
Wer könnte mir denn mit WUFI eine Berechnung machen? Der Ubakus U-Wert Rechner bildet es also nicht vollständig ab?
Wer könnte mir denn mit WUFI eine Berechnung machen? Der Ubakus U-Wert Rechner bildet es also nicht vollständig ab?
steincv (5 Beiträge)
am 19.5.21
Die 1,1 kg/m² Wasser, die Ubakus ausgerechnet hat, verlieren sich auf 45 kg/m³ Zellulose x 0,36 m Dicke = 16,2 kg/m² Flocken = (1,1 / 16,2) = 6,8 Masse% Feuchteanteil am Ende des Winters. Bis 20% 60 Tage geht (eigentlich heißt es 90 Tage, aber das wäre mir zuviel). Das Wegsaugen der Feuchtigkeit von der oberen Schalung ist genau das, was Ubakus nicht abbilden kann, aber das sagt Ubakus schon selbst.
PeterWolf (7 Beiträge)
am 19.5.21
Vielen Dank steinvc für das Ausrechnen des Feuchteanteils in der Zellulose Dämmung! Und wie bewerten Sie das mit dem "wegsaugen" von der Schalung? Ich gehe davon aus, das die Zellulose die Hohlräume vollständig ausfüllt und auch nicht zusammensackt (laut Einblas-Experten)
PeterWolf (7 Beiträge)
am 19.5.21
Hallo Andreas Teich,
Ich habe die Gratisversion von WUFI installiert und die Bauteile eingegeben. Ich komme mit dem Programm allerdings noch nicht so recht klar und weiß nicht, ob ich alles richtig habe. Aber es ist auf jeden Fall einen Tendenz erkenbar. Ich sehe die jahreszeitlichen Schwankungen, dass es im Sommer immer wieder abtrocknet, aber über die Jahre (30) doch stetig mehr Feuchtigkeit wird. Wie gesagt, keine Ahnung, ob ich alles richtig eingestellt habe im WUFI. Im Fachwerkforum (wo Du ja auch viel schreibst) hat mich einer auf die Möglichkeit einer dampfsperrenden Tapete oder Farbe auf der Zimmerseite hingewiesen. Bereits mit einem sd Wert von 2 der Beschichtung wird es wohl deutlich besser.
https://community.fachwerk.de/index.cfm/ly/1/0/forum/a/showForum/298748$.cfm
Ich habe die Gratisversion von WUFI installiert und die Bauteile eingegeben. Ich komme mit dem Programm allerdings noch nicht so recht klar und weiß nicht, ob ich alles richtig habe. Aber es ist auf jeden Fall einen Tendenz erkenbar. Ich sehe die jahreszeitlichen Schwankungen, dass es im Sommer immer wieder abtrocknet, aber über die Jahre (30) doch stetig mehr Feuchtigkeit wird. Wie gesagt, keine Ahnung, ob ich alles richtig eingestellt habe im WUFI. Im Fachwerkforum (wo Du ja auch viel schreibst) hat mich einer auf die Möglichkeit einer dampfsperrenden Tapete oder Farbe auf der Zimmerseite hingewiesen. Bereits mit einem sd Wert von 2 der Beschichtung wird es wohl deutlich besser.
https://community.fachwerk.de/index.cfm/ly/1/0/forum/a/showForum/298748$.cfm
AndreasTeich (1169 Beiträge)
am 19.5.21
Dampfsperren haben den Nachteil, dass sie praktisch nie über Jahrzehnte hin zuverlässig funktionieren.
Wenn solche Materialien eingegeben werden wird berechnungstechnisch immer davon ausgegangen, dass sie zu 100% die vorgesehenen Eigenschaften haben, was aber kaum jemals der Fall ist.
Andreas Teich
Gebäude-Energieberater, Planungsbüro, Bau- und Sanierungsberatung, Ankaufsgutachten
Wenn solche Materialien eingegeben werden wird berechnungstechnisch immer davon ausgegangen, dass sie zu 100% die vorgesehenen Eigenschaften haben, was aber kaum jemals der Fall ist.
Andreas Teich
Gebäude-Energieberater, Planungsbüro, Bau- und Sanierungsberatung, Ankaufsgutachten
PeterWolf (7 Beiträge)
am 19.5.21
Das bedeutet doch, Andreas Teich, dass letztlich alle Gebäude, die mit dicht abschließenden Dampfsperren in der Dämmung versehen wurden, irgendwann zum Problemfall werden. So wie alles, was mit Kunststoffen gemacht wurde, wie Dübel, Kabelbinder, Dichtungen etc. Unsere nachfolgenden Generationen werden also nicht nur mit dem Klimawandel zu kämpfen haben, sondern auch mit immensen Sanierungsfällen im Bau?
PeterWolf (7 Beiträge)
am 19.5.21
Dachaufbau Neuhof mit Zwischensparrendämmung & Dampfbremsenfarbe, U=0,08
Die Zimmerdecke mit Pro Clima AEROSANA VISCONN white gestrichen. Das sieht gut aus mit Tauwasser und Holzfeuchte!AndreasTeich (1169 Beiträge)
am 19.5.21
Man muß Dampfsperre und Dampfbremse unterscheiden und Konstruktionen, die praktisch nur mit Dampfsperren zuverlässig funktionieren.
Außenseitig dichte Konstruktionen wie Flachdächer o.ä. sind dabei viel gefährdeter als zB übliche Steildächer, die auch mit undichten Dampfbremsen/-sperren ohne Schäden bleiben können.
Ziemlich problemlos sind kapillare Dämmstoffe und dachseitig diffusionsoffene Dachaufbauten.Manche funktionieren auch komplett ohnen Folien.
Andreas Teich
Gebäude-Energieberater, Planungsbüro, Bau- und Sanierungsberatung, Ankaufsgutachten
Außenseitig dichte Konstruktionen wie Flachdächer o.ä. sind dabei viel gefährdeter als zB übliche Steildächer, die auch mit undichten Dampfbremsen/-sperren ohne Schäden bleiben können.
Ziemlich problemlos sind kapillare Dämmstoffe und dachseitig diffusionsoffene Dachaufbauten.Manche funktionieren auch komplett ohnen Folien.
Andreas Teich
Gebäude-Energieberater, Planungsbüro, Bau- und Sanierungsberatung, Ankaufsgutachten
steincv (5 Beiträge)
am 20.5.21
Nochmal zum Thema "wegsaugen" von Tauwasser von der Schalung: richtig ist, daß die Zellulose die Hohlräume vollständig ausfüllen muß und auch nicht zusammensacken darf. Dazu muß die (Fachbegriff) "setzungssichere Verdichtung" eingehalten werden, die meist bei ca. 45 kg/m³ liegt.
PeterWolf (7 Beiträge)
am 20.5.21
Danke SteinCV!
Dachte ich mir. Die Einblasdämmung-Firma rechnet mit 50 - 60kg/wbm.
Dachte ich mir. Die Einblasdämmung-Firma rechnet mit 50 - 60kg/wbm.