Diskussionsforum (Archiv)
Kerndämmung bei vorhandener Styropur Außenwanddämmung
mastra (2 Beiträge)am 2.12.17
Kerndämmung bei Styropur Außenwanddämmung, U=0,205
Bauteil im U-Wert-Rechner öffnen
Liebe Forumsmitglieder,ich möchte mein Haus mit einer Kerndämmung versehen lassen. Angebote von Fachbetrieben liegen vor, u.a. im Anhang dargestellte.
Eine Besonderheit führt zu meiner Frage im Forum: Auf meiner Fassade befindet sich bereits eine 4 cm Styropurdämmung aus den 90er Jahren, welche eine Wasserabführung nach außen bremst. Eine Fassadenüberarbeitung ist aber derzeit nicht im Budget.
Problem: Tauwasseranfall pro Quadratmeter 0,78 kg bei 72 Tagen Trocknungszeit. Erlaubte Tauwassermenge gemäß DIN 4108-3 bei 1,0 kg/m² wenn alle betroffenen Schichten kapillar wasseraufnahmefähig sind, sonst bei 0,5 kg/m².
Frage: Ist dies bei Kerndämmung kritisch bzw. relevant? Ich habe viel darüber gelesen, dass Tauwasser an der Innenseite der Außenwand unkritisch ist. Aber auch hier, wo das Wasser wegen des Styropurs kaum kapillar abgeführt werden kann?
Meine Optionen:
a) Zurückstellung des Kerndämmungsprojektes, bis ich die Fassade in 10 -20 Jahren ohnehin überarbeiten muss (mit Steinwolledämmung)
b) Verwendung von Kerndämmung mit höherem Wasserdampfdiffusionswiderstand (z.B. Styropurschüttung (Rigibeads oder dergleichen)), so dass mehr Wasserdampf zurückgehalten wird. Allerdings mit Nachteilen in Schallschutz und Ökologie.
c) Wasserdampfundurchlässigerer Innenputz (z.B. Kalkzementputz), bzw. wo möglich, Fliesen. Aber damit auch weniger Rücktrocknung.
d) Begleitende Maßnahmen wie z.B. Luftfeuchtigkeitsreduktion durch Lüftungsanlage
e) Alles kein Problem (dies ist übrigens die Meinung meiner Fachbetriebe)
Vielen Dank für Eure Meinung,
Marko (Laie)
AndreasTeich (1169 Beiträge)
am 6.12.17
Die Fassadendämmung wird bei einem derart großen Hohlraum nicht sehr wirkungsvoll sein.
Es wäre besser gewesen, nur die Hohlraumdämmung vorzunehmen und allenfalls wenn die Fassade sanierungsbedürftig ist, diese zusätzlich zu dämmen- je nach angestrebtem Dämmstandard und Heizungssystem.
Der Fußpunkt im Hohlraum müßte zuerst auf Feuchtigkeit überprüft werden, zB mit Endoskopkamera.
Wenn der Fußpunkt deutlich tiefer als der Fußboden innen liegt ists nicht so problematisch.
Hydrophobierte Perlite wird schon seit den 60-er Jahren für Hohlraumdämmungen eingesetzt,
SLS20 ist ebenfalls gut geeignet.
Schäume würde ich nicht verwenden.
Um die Qualität der Dämmarbeiten zu überprüfen vor Beginn eine Thermografieaufnahme der Wand beauftragen (morgens vor/bei Sonnenaufgang!), um Wärmebrücken festzustellen und eine nach Abschluß der Arbeiten zur Qualitätssicherung (am nächsten Morgen, wieder bei Sonennaufgang).
Die Thermografie am sinnvollsten nicht vom Dämmbetrieb vornehmen lassen.
Andreas Teich
Gebäude-Energieberater, Planungsbüro, Bauberatung
Es wäre besser gewesen, nur die Hohlraumdämmung vorzunehmen und allenfalls wenn die Fassade sanierungsbedürftig ist, diese zusätzlich zu dämmen- je nach angestrebtem Dämmstandard und Heizungssystem.
Der Fußpunkt im Hohlraum müßte zuerst auf Feuchtigkeit überprüft werden, zB mit Endoskopkamera.
Wenn der Fußpunkt deutlich tiefer als der Fußboden innen liegt ists nicht so problematisch.
Hydrophobierte Perlite wird schon seit den 60-er Jahren für Hohlraumdämmungen eingesetzt,
SLS20 ist ebenfalls gut geeignet.
Schäume würde ich nicht verwenden.
Um die Qualität der Dämmarbeiten zu überprüfen vor Beginn eine Thermografieaufnahme der Wand beauftragen (morgens vor/bei Sonnenaufgang!), um Wärmebrücken festzustellen und eine nach Abschluß der Arbeiten zur Qualitätssicherung (am nächsten Morgen, wieder bei Sonennaufgang).
Die Thermografie am sinnvollsten nicht vom Dämmbetrieb vornehmen lassen.
Andreas Teich
Gebäude-Energieberater, Planungsbüro, Bauberatung
mastra (2 Beiträge)
am 9.12.17
Wanddämmung mit Mineralwolle, inkl. Ankersteine, U=0,34
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Hallo Herr Teich,vielen Dank für Ihre Hilfe. Insbesondere Ihre Anmerkungen zu den Wärmebrücken haben zu einer neuen Spur geführt. Ich hatte aus Platzgründen nämlich einige Details weggelassen. Für den Fall, dass jemand mal vor dem gleichen Problem steht, hier die komplette Schilderung:
In den 30er Jahren wurden in unserer Gegend vielfach Häuser mit hohlem Kern gebaut. Dabei sind beide Steinreihen (innen und außen) tragend. Also keine echte Vorsatzschale. Vermutlich hatte man weniger Schlagregenschutz oder Wärmedämmung im Sinn, als vielmehr kein Geld für eine vollwertige 36er Wand.
Da ohne Dämmungsabsicht, sind die Wände nicht durchgehend hohl, sondern haben regelmäßig Ankersteine und ab Höhe der Fensterstürze sind sie auch voll, um die Lasten der Decke abzutragen. (Daher ist es wohl auch sinnvoll, das Haus von außen zu dämmen.)
Diese Wärmebrücken sind Fluch und Segen. Natürlich leidet die Dämmwirkung deutlich. Andererseits nimmt das Feuchteproblem stark ab. Und mir besonders wichtig: Selbst wo die äußere Wand nass werden sollte, friert sie erst bei sehr tiefen Temperaturen durch. Frostsprengung der (billigen, schlecht gebrannten) Ziegel sollte damit
minimiert werden. Und dies war meine größte Sorge!
Anbei die zugehörige Berechnung, in der ich eine "Balkenlage" aus Ziegelsteinen eingefügt habe. Ist toll, was mit dem Tool von Herrn Plag alles geht!
Viele Grüße,
Marko