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Diffusionsoffen und Holzfaser: Kapillarwirkung und Folgen
arasca (2 Beiträge)
am 27.3.17
Hallo,

ich hatte bei meinem Holzrahmen-Haus ursprünglich einen Wandaufbau mit OSB auf der Innenseite:

Gipskarton 8mm - Installationsebene Holzfaser 60mm - OSB 15mm - Holzfaserdämmung 240mm - Holzweichfaserplatte Kronotec WP50 - Hinterlüftete Holzfassade

OSB ist ja schon sehr geschlossen. Ich wollte das ganze durch ESB (Elka Strong Board) austauschen, was deutlich diffusionsoffener ist (80 / 40). Beim u-Wert-Rechner reicht das für die Anforderung von DIN 4108-3 locker, wenn ich aber die Außentemperaturen auf -10 und innen auf 22 Grad setze, sieht man die ersten Tröpfchen. Mein Holzbauer hat da offenbar keine Probleme mit, aber ich würde auch gerne ein Gefühl dafür haben, ob das passt.

Nun meine Frage: Das u-Wert.net Verfahren (= im wesentlichen Bauder) weiss ja nichts von der Kapillarwirkung der Holzfaser. Welche Auswirkungen hat die denn, d.h. in welche Richtung entwickelt sich das in der realen Welt? Weniger Feuchte in der Holzfaser weil sich die Feuchtigkeit besser verteilt? Hatte gelesen, dass Kapillarwirkung die Feuchtigkeit in Richtung wärmere Seite transportiert, also nach innen (zum OSB bzw. ESB)?

Würde mich freuen, wenn mich jemand wenigstens grundlegend etwas erleuchten könnte.

Viele Grüße.
AndreasTeich (1169 Beiträge)
am 30.3.17
Der Diffusionsstrom kann in beiden Richtungen verlaufen-
im Sommer also auch umgekehrt, von außen nach innen.

Kapillarität wird im U-Wert Rechner nicht berücksichtigt, ist aber auch nur wirkungsvoll,
wenn diese nicht von Luftschichten unterbrochen wird, d.h. die Dämmplatten müssen in engem Kontakt zu den Grenzflächen stehen.
Kapillarität ermöglicht eine vielfach schnellere Austrocknung.

Nur wegen geringerem Sd-Wert würde ich keine vorhandene, schadensfreie Konstruktion ändern.
Allenfalls Gipskartonplatten gegen Gipsfaser- oder Lehmbauplatten austauschen, die wesentlich sorptionsfähiger sind (Feuchtespeicherung)

Andreas Teich
Gebäude-Energieberater, Planungsbüro, Bau- und Selbsthilfeberatung, Begutachtungen
arasca (2 Beiträge)
am 2.4.17
Hallo Andreas,

danke für Deine Einschätzung. Ursprünglich gings mir nicht darum, den SD-Wert kleiner zu machen, sondern ich hätte einfach gerne kein OSB in der Wand (und gebe zu, dass von meiner Einstellung (eigentlich untypisch für mich) sicher 50% einfach nur "ungutes Gefühl" sind). Jenseits von OSB stößt man dann sofort auf ESB oder halt auf die wesentlich teureren Holzplatten (GFM, Drei-Schicht-Platten, ...), die leider außerhalb meines Budgets liegen. Also gerne ESB und das ist halt deutlich offener als OSB.

Und ich will sicher auch eher Gipsfaser oder noch lieber Lehmbauplatten haben, danke noch mal für die Bestätigung.

Den Aufbau "Lärche - Hinterlüftung/Lattung - Unterdeckplatte - Holzfaserdämmung/Ständerwerk - ESB - Holzfaserdämmung - Gipskarton" finde ich auch öfters mal im Netz propagiert. Wie gesagt, laut U-Wert-Rechner erfüllt das DIN4108-3 locker, ich war nur überrascht, wie schnell da die Feuchtigkeit (auch bei anderen Konstruktionen) ansteigt, wenn man auf die (ja im Laufe der Entwicklung von DIN4108-3 wohl auch abgesenkten) Anforderungen (innen 20 Grad, 50%, außen -5 Grad, 80%) noch etwas mehr Temperaturdifferenz draufpackt.

D.h. eigentlich ist meine Frage halbwegs darauf bezogen, wie realistisch die Temperatur- und Feuchtewerte der DIN4108-3 und das Bauder-Verfahren sind. Da frage ich mich, ob ein Erfüllen dieser Parameter tatsächlich annähernd Schadensfreiheit bedeutet, weil es was mit der Realität zu tun hat, oder ob die Anforderungen nicht auch etwas damit zu tun haben, dass sie so leicht erfüllt werden können und man dann nicht mehr haften muss (= Lobby-Arbeit bei der Normung). Und erst bei zwei Grad mehr wird's dann schlagartig schwierig. ;-)

Oder anders herum: Wenn ich die Temperatur innen auf 22 Grad erhöhe und außen auf -10 absenke, dann ist das vermutlich auch schon recht viel für unsere Breiten, da wir das halt nie über 90 Tage hinweg haben.

In Wufi-Light verändert sich wiederum meine diffusionsoffene Wand mit Holzfaserdämmung kaum, egal ob OSB oder ESB. Bei OSB bleibt im Winter minimal mehr Feuchte von innen (Installationsebene) hängen, die bei ESB durchdiffundiert. Abstand von Temperatur zu Taupunkttemperatur in den Schichten ist bei meinen Simulationen mit ESB und OSB immer sehr ähnlich (da ich ja auch die Dämmung nicht verändere), Wassermenge in der gesamten Wand ist bei ESB minimal höher, aber nicht kritisch.

So, mit all der schönen Simuliererei habe ich nun vieles verstanden, was da so passiert. Nun verbleibt trotzdem ein Restrisiko, wie das immer so ist, wenn Theorie nicht auf genügend Praxis trifft. ;-) Das werde ich dann mal mit meinem Holzbauer abklären... Und dann entscheiden, ob die Simuliererei nur für meinen Erkenntnisgewinn oder auch für die Hauskonstruktion etwas gebracht hat.

Gruß, arasca

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